Belotto, der sich in Anlehnung an seinen ebenfalls berühmten Lehrer und Onkel Giovannni Antonio Canal mit Künstlernahmen Canaletto nannte, entwickelte in seinen Werken eine strenge Lichtregie und beherrschte die Arbeit mit der sogenannten Camera Obscura. Am Dresdner Hofe soll Belotto das höchste Salär erhalten haben, das jemals einem sächsischen Hofkünstler zu gesprochen wurde. Seine Werke sind ein Wechselspiel von dokumentarischer Präzision und künstlerischer Freiheit. Es ist alles andere als einfach, den Stil von Onkel und Neffe zu unterscheiden. Während jedoch bei seinem Onkel Canaletto die Stadt „aufgeräumt“, d.h. von allem Unansehnlichen befreit wurde, um ein Idealbild zu schaffen, bezog Bellotto das tägliche, alltägliche Leben in seine Bilder ein. Bei der Anfertigung einer Vedute ging Bellotto stets ähnlich vor. Zunächst wurden mehrere kleine und mittlere Zeichnungen mit Hilfe einer Camera Obscura angefertigt, die dann in einer großen, endgültigen Zeichnung verarbeitet wurden. Diese mit einem Lineal sehr genau angefertigte Zeichnung wurde nun quadriert, d.h. mit einem Liniengitter versehen, und mit Hilfe dieser Quadrate dann vergrößert auf die Leinwand übertragen.
Belotto befand sich 1761 im Gefolge des sächsischen Kurprinzen, der mit seiner Gattin, der Schwester des bayerischen Kurfürsten vor den Wirren des siebenjährigen Krieges entrinnend in München weilte, wodurch er angeregt wurde, auch drei heute berühmte Veduten aus der Landeshauptstadt zu malen, die im Zentrum der Ausstellung stehen. Es handelt sich dabei um zwei Nymphenburg-Ansichten, wo die Herrschaften Quartier nahmen sowie eine, die den Münchner Osten vom Gasteigberg aus gesehen zeigt. Dank einer Restaurierung haben diese souverän ausgeführten Großformate ihre ursprüngliche Strahlkraft zurückgewonnen. Ein Grund mehr, einen Besuch der Pinakothek ins Auge zu fassen.