Die Forscher versuchen vor allem auch der etablierten Politik verloren gegangene Sicherheit zurückzugeben. Kaum ein Politiker weiß, wie er PEGIDA behandeln soll. Soll er die Proteste ignorieren, verurteilen oder aber vielleicht durch geheucheltes Verständnis für die Sorgen und Ängste der Bürger aufbringen, die da in Dresden und anderen Städten Deutschlands allwöchentlich auf die Straße gehen?
Im Rahmen einer Bundespressekonferenz haben die Forscher vom Migrationsrat dargelegt, dass man sich mit PEGIDA ernsthaft auseinandersetzen müsse. Der Wissenschaftler Werner Schiffauer konstatiert in der Frage der Zuwanderung „über Pegida hinaus ein Riss durch die Gesellschaft“. Es bedürfe nun nicht kurzatmiger Erklärungen, sondern eines neuen gesellschaftlichen Leitbilds, an dem sich alle Menschen in Deutschland orientieren können. Es sei seiner Auffassung nach eine Illusion, man könne der Zuwanderung „durch Grenzziehungen Herr werden“.
Schiffauer weiter: „Es ist wichtig, dass wir den Begriff 'Wir Deutsche' neu definieren.“ In diesem Zusammenhang fordert er eine Leitbildkommission, die mit Politikern und Vertretern von Einwanderern und Minderheiten besetzt und von der Bundesintegrationsbeauftragten Aydan Özoguz (SPD) geleitet werden soll. Diese Kommission solle noch in der laufenden Wahlperiode zusammenkommen.
Die Kommission solle erarbeiten, „wie der Zusammenhalt in einer pluralistischen republikanischen Gesellschaft gelingen könne“. Auch solle in den Schulen vermittelt werden, dass Zuwanderung für Deutschland wichtig sei. Das Leitbild „Deutschland ist kein Einwanderungsland“ habe zu lange gegolten und müsse nun als überholt bezeichnet werden.
Den Vogel abgeschossen hat allerdings die Wissenschaftlerin Naika Foroutan vom Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung, die anmerkte, man dürfe Integrationspolitik nicht nur auf die Migranten fokussieren. PEGIDA mache deutlich, dass auch viele Demonstranten Integrationskurse bräuchten.
Wie gesagt: es wird immer verrückter.