Bundesgesundheitsminister Gröhe reichte nun ein 10-Punkte-Papier zur Ressortabstimmung ein, das unter anderem vorsieht, die Meldepflichten zu verschärfen und Patienten verpflichtend auf multiresistente Erreger zu testen. Weiter ist darin von Fortbildungen und Hygienepersonal die Rede. Im Grundsatz findet dieser Vorstoß der Politik die Zustimmung der Bundesärztekammer, nur weist deren Präsident Frank-Ulrich Montgomery darauf hin, daß besagtes Papier konkreter Vorschläge bezüglich der Finanzierung ermangele. Ebenso müsse man hinsichtlich des Aufbaus von Instituten für Krankenhaus-Hygiene noch deutlicher werden.
Es bleibt zu wünschen, daß in dieser Debatte nicht allein bei hygienespezifischen Aspekten stehengeblieben wird, denn es gibt medizinische Situationen, die nicht einzig durch den hygienischen Maßnahmenbereich beherrschbar sind, weshalb der ursächliche Problembereich des überzogenen und/oder falsch betriebenen Antibiotika-Einsatzes nicht aus den Augen verloren werden darf. So sinnvoll es sein mag, die Pharmaindustrie zur Entwicklung neuer Antibiotika anzuhalten, muß wohl in erster Linie auf das Verschreibungsverhalten der Ärzte eingewirkt werden. Die Niederlande beispielsweise setzen durchaus erfolgreich auf eine vergleichbar strenge Politik in der Antibiotika-Vergabe, so dürfen in niederländischen Kliniken jeweils nur ein oder zwei Oberärzte überhaupt eine Antibiotika-Freigabe erteilen.
Doch selbst die Landwirtschaftspolitik ist in diesem Problemkreis mit einzubeziehen, da die massive Verwendung von Antibiotika in der Tiermast ebenfalls zur Entstehung von Resistenzen beiträgt. Insbesondere die Verwendung von sogenannten Reserve-Antibiotika im landwirtschaftlichen Bereich, die eigens als „Notbremse“ für die Humanbehandlung bei multiresistenten Keimen vorgehalten werden, stellt sich als äußerst fragwürdige oder gar offensichtlich kontraproduktive Praxis dar. Die Probleme sind seit Jahren bekannt, weshalb man seitens der politisch Verantwortlichen durchaus endlich ein zügiges und konsequent ergebnisorientiertes Handeln erwarten dürfte.