Bislang vertrat die Bundesregierung den Standpunkt, einen Schuldenschnitt abzulehnen, knüpfte aber auch ihre Beteiligung an einem weiteren Rettungspaket an ein administratives wie auch finanzielles Engagement des IWF. Laut Financial Times beabsichtigt der IWF zwar durchaus an den Verhandlungen teilzunehmen, jedoch vorwiegend mit dem Ziel, die Ausgestaltung des Rettungspakets mit seinen Vorstellungen kompatibel zu halten. Entscheidend dabei ist, daß sich die Schuldenschnittforderung des IWF nicht auf die von diesem gewährten Kredite bezieht, sondern lediglich europäische Kredite betreffen soll. Über weitere Fristverlängerungen der Kreditlaufzeiten und nochmalige Zinserleichterungen wird in den Reihen der Bundesregierung bereits diskutiert. Wobei binnen der ersten zehn Jahre der dreißigjährigen Kreditlaufzeiten ohnehin keinerlei Zinsen anfallen, die darüber hinaus mit lediglich 1,35 % überaus nachsichtig ausfallen. Ganz anders verhält sich dies im Falle des Gläubigers IWF, der keinerlei Zugeständnisse gewährt und dessen Zinssatz bei 3,6 % liegt. Dessen internes Regelwerk läßt auch keinerlei sogenannten „Haircut“ zu: IWF-Kredite habe stets vollumfänglich und ohne Einschränkungen bedient zu werden.
Und Christine Lagarde hat vermutlich ein gewisses Interesse daran, 2016 wiedergewählt zu werden, wofür der Rückfluß der immerhin 32 Mrd. € an Griechenland gewährte IWF-Kredite zuträglich wäre. Griechenland selbst könnte dies logischerweise umso wahrscheinlicher bewerkstelligen, wenn ein Gros der europäischen Kredite erlassen würde. Bezeichnend ist, daß Jeroen Dijsselbloem, Chef der Euro-Gruppe, Erleichterungen für Griechenland zumindest schon durchrechnen läßt. - Ein Schelm, wer böses dabei denkt...