Künast entgegnete Steinmeier: „Die Bundesregierung wäre gut beraten, die verbale Schärfe und das Beharren auf rein rechtlicher Betrachtung endlich zu beenden.“ Künast weiter: „Der mühsam errungene Beginn einer Aufarbeitung hat uns schon vor Jahrzehnten gezeigt, dass das bisher geltende Recht nicht immer hilfreich oder gar vertretbar war. Gerade Deutschland hat selbst nach dem Holocaust viel Rücksicht und sogar massive finanzielle Unterstützung durch den Marshall-Plan erfahren.“
Künast fordert konkret die Einrichtung einer Stiftung für griechische Opfer der deutschen Besatzung von 1941 bis 1944. Künast dazu wörtlich: „Meine Erwartung an Merkel ist, dass die Bundesregierung jetzt ein Zeichen setzt und jenseits der Reparationsdebatte für noch lebende Betroffene eine finanzielle Unterstützung bereitstellt. Diese Erklärung sollte die Kanzlerin am Montag beim Besuch von Tsipras machen.“
Künast dazu weiter: „Eine solche Initiative ist in wenigen Wochen umsetzbar, da seit dem Jahre 2000 die Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft existiert.“ Die Stiftung ist verantwortlich für die Auszahlung humanitärer Ausgleichszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter. Künast konkretisiert ihre Vorstellungen: „Da die Stiftung existiert und Umsetzungserfahrung hat, wäre dies zeitnah umsetzbar, wenn eine Summe für den Einstieg zur Verfügung gestellt wird.“
Bis zum Jahr 2006 wurden von der von Künast ins Spiel gebrachten Stiftung 4,5 Milliarden Euro an griechische Zwangsarbeiter ausgezahlt.
Die meisten Deutschen haben kein Verständnis für die immer dreisteren Geld-Forderungen der griechischen Regierung. Weil Athen keinen Ausweg aus der zum Teil hausgemachten Krise sieht, wird immer wieder die Geschichte bemüht. Die Eurokrise scheint immer öfter zu internationalen Spannungen zu führen, obwohl der Euro doch als großes Friedensprojekt gedacht war.