An der Tagung, die vom Landtagsklub der Süd-Tiroler Freiheit veranstaltet wurde, nahmen Referenten aus allen Teilen Europas und der Welt, darunter Brasilien, Kanada, Armenien, Slowenien, Dänemark, Italien, Ungarn, Kroatien, Polen und Rumänien teil, die über die diversen Modelle der doppelten Staatsbürgerschaft in ihrer jeweiligen Region referierten. Dr. Daniel Turp, Professor für Völkerrecht an der Universität Montreal (Québec), attestierte, dass die Süd-Tiroler Freiheit mit dieser Tagung akademisches Neuland betrete und auf diesem Gebiet somit eine Vorreiterrolle einnehme. Prof. Dr. Turp bestätigte, ebenso wie Dr. Peter Hilpold, Professor für Völkerrecht und Europarecht an der Universität Innsbruck, dass die doppelte Staatsbürgerschaft für die Süd-Tiroler keineswegs am Völkerrecht scheitere. Dies sei zumeist lediglich eine vorgeschobene Ausrede, derer, denen es am politischen Willen fehle. Rechtsanwalt DDr. Franz Watschinger präzisierte ergänzend, dass für die Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft in Süd-Tirol noch nicht einmal eine österreichische Verfassungsänderung vonnöten wäre, sondern eine einfache Anpassung des österreichischen Staatsbürgerschaftsgesetzes genügen würde.
Am Beispiel einer weiteren deutschen Minderheit machte Jan Diedrichsen, Leiter des Sekretariats der Deutschen Volksgruppe in Kopenhagen, deutlich, dass die deutsche Minderheit in Dänemark von der doppelten Staatsbürgerschaft stark profitieren würde. Von herausgehobenem Interesse für Südtirol jedoch waren die Schilderungen von Maurizio Tremul, Vorsitzender des Leitungssausschusses der „Unione Italiana“ in Kroatien und Slowenien, sowie Julijan Čavdek, politischer Sekretär von „Slovenska Skupnost“ für die Provinz Görz. Italien ermöglicht es nämlich seinen eigenen im Ausland lebenden Minderheiten seit 2006 durchaus die doppelte Staatsbürgerschaft anzunehmen. Gleichzeitig besäßen viele Slowenen in Italien selbige. „Italien kann es den Süd-Tirolern deshalb kaum verbieten, eine doppelte Staatsbürgerschaft anzunehmen, wenn es seinen Minderheiten selbst diese anbietet“, so das Resümee von Sven Knoll, Fraktionsvorsitzender der Süd-Tiroler Freiheit im Landtag. Angesichts der Tatsache, daß inzwischen in 26 von 28 EU-Staaten eine Form der doppelten Staatsbürgerschaft möglich ist, scheint es kaum nachvollziehbar, daß ausgerechnet den Süd-Tirolern die Staatsbürgerschaft ihres Heimatlandes verwehrt bleiben sollte.