Die US-Regierung will Zahlungen aus dem sogenannten Millennium-Challenge-Account in Höhe von 277 Millionen Dollar an El-Salvador so lange aussetzen, bis sich das Land per Unterschrift zum Kauf von genmanipuliertem Saatgut des US-Konzerns Monsanto verpflichtet.
Eigentlich sollten die Hilfsgelder von der „Millennium Challenge Corporation“ staatenunabhängig verteilt werden. Doch wurde die Auszahlung der zweiten Tranche aus dem Account an verschiedene Empfängerländer so lange auf Eis gelegt, bis sich diese zur Umsetzung bestimmter Wirtschafts- und Umwelt-Reformen verpflichten. Dazu gehört auch der Ersatz regionalen Saatguts durch die genmanipulierten Produkte von Monsanto. Das Brisante dabei ist, dass es sich dabei oft um sogenanntes Hybrid-Saatgut handelt, das nur einmal keimt. Monsanto-Kunden machen sich so von den jährlichen Saatgut-Lieferungen des Konzerns abhängig.
In El Salvador übte US-Botschafterin Mari Carmen Aponte dabei unverhohlenen Druck auf die Regierung aus, künftig Samen von US-Herstellern zu kaufen, um im Gegenzug Hilfsgelder zu erhalten.
Gegen diese Erpressung durch die US-Regierung, „verbesserten“ Samen aus den USA kaufen zu müssen, protestierten Bauern vor der US-Botschaft in San Salvador, wie das Internetportal „verdadigital.com“ berichtet. „Uns ist der Geduldsfaden gerissen, weil uns die US-Regierung mittels ihrer Botschafterin Mari Carmen Aponte über den Millenniums-Fonds erpreßt, weil wir keinen Monsanto-Mais kaufen“, sagte Miguel Alemán vom Bauernverband „Federaciones de la Reforma Agraria Salvadoreña“ (CONFRAS) zu „verdadigital.com“. „Wir fordern, daß uns die Botschafterin unserer Freiheit läßt, unsere Souveränität sowie unsere Menschen würde respektiert. Es ist weder gerecht noch tolerierbar, daß uns die Regierung des reichsten Landes der Welt bei der Herstellung unserer eigenen Lebensmittel Hindernisse in den Weg legt“, so Alemán weiter.
CONFRAS-Sprecher Abel Lara erklärt dazu, dass es den landwirtschaftlichen Kooperativen innerhalb von drei Jahren gelungen war, Techniken zur Produktion von Samen für Bohnen und Mais zertifizierter Qualität zu entwickeln. Dies sei mit technischer und finanzieller Unterstützung des Ministeriums für Landwirtschaft und Viehzucht gelungen. „Wir brauchen keinen genveränderten Samen, der für die Gesundheit der Bevölkerung schädlich ist“, fügte Lara hinzu. Der Markteintritt von Monsanto in El Salvador würde die Kooperativen und Hersteller von Mais und Bohnen vielmehr ruinieren, mehr Arbeitslosigkeit schaffen und den Landwirtschaftssektor in die Abhängigkeit von internationalen Konzernen bringen.
Dass die Bedenken der salvadorianischen Bauern nicht unberechtigt sind, zeigte eine 2012 veröffentlichte französische Studie. Sie wies die karzinogene Wirkung von Genmais nach und befasste sich besonders mit den landwirtschaftlichen Produkten von Monsanto.
Die unabhängige französische Organisation CRIIGEN.org erklärte mit Blick auf die Studie: „Die Folgerungen sind schwerwiegend. Sie zeigen die Toxizität sowohl eines gentechnisch veränderten Organismus (GVO) mit weitverbreiteten transgenen Eigenschaften als auch eines weitverbreiteten Unkrautvernichtungsmittels schon bei der Einnahme äußerst geringer Dosen, die denen im Leitungswasser entsprechen. Darüber hinaus stellen die Ergebnisse die Adäquatheit der derzeitigen Aufsichtsverfahren der Behörden in Frage, die weltweit zuständig sind für die Bewertung von Gesundheit, Lebensmitteln, Chemikalien sowie Industriebetrieben, die Produkte auf den Markt bringen wollen.“ Das Beispiel von El Salvador könnte mithin schon bald Schule machen.